Was ist Bedürfnisorientierte Kommunikation?
Bedürfnisorientierte Kommunikation ist identisch mit dem Konzept der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg. Demnach ist all unser Handeln von Bedürfnissen motiviert. Und all unsere Bedürfnisse sind grundsätzlich legitim. Zu den Bedürfnissen zählen biologische Bedürfnisse (Nahrung und Schlaf, etc.) ebenso wie psychologische Bedürfnisse (u.a. Autonomie, Selbstwirksamkeit, Wertschätzung, Zugehörigkeit und Verbindung). Sind unsere Bedürfnisse befriedigt, fühlen wir uns lebendig, entspannt, leicht, verbunden und erfüllt. Sind sie unerfüllt, fühlen wir uns gelähmt, angestrengt, traurig, frustriert, verzweifelt und einsam. Ziel der bedürfnisorientierten Kommunikation ist es, eigene Bedürfnisse und die anderer Menschen wahrzunehmen, klar auszudrücken und wohltuende Möglichkeiten zu finden, sie zu befriedigen.
Unsere Bedürfnisse stehen nicht im Konflikt miteinander und auch nicht im Konflikt mit Bedürfnissen anderer Menschen. Lediglich die Strategien, mit denen wir versuchen, sie zu erfüllen, sind oft sehr konfliktträchtig. Oftmals handeln wir, ohne zu wissen welche Bedürfnisse wir uns damit erfüllen wollen. Oder wir kümmern uns nur um einige unserer Bedürfnisse, so dass andere schmerzhaft in Mangel geraten. Statt um die Frage „was brauche ich?“ kreisen wir oftmals darum wer oder was „richtig“ oder „falsch“ ist. Mitunter führen unsere Handlungen so zum Gegenteil dessen was wir eigentlich erreichen wollten. Sie blockieren sich gegenseitig oder bringen uns in Konflikt mit anderen Menschen.
Sind wir in Kontakt mit unseren Bedürfnissen, tun sich zahlreiche Wege der Erfüllung auf, die im Nebel unserer auf Urteile gerichteten Gedankenschleifen oft unsichtbar sind. Bedürfnisorientierung macht uns in vielen aussichtslos erscheinenden Situationen wieder handlungsfähig und ist damit deutlich mehr als ein Kommunikationskonzept.
Obwohl unsere Herangehensweise auf dem Ansatz der Gewaltfreien Kommunikation basiert, bevorzugen wir den Begriff der bedürfnisorientierten Kommunikation. Die Bezeichnung „Gewaltfrei“ löst oftmals spontane Ablehnung aus, die lediglich auf den Begriff, nicht aber auf das Konzept bezogen ist. Viele befürchten, dass ihr Handeln nun noch rigoroser moralisch bewertet wird – ob es eben „gewaltfrei“ ist -, dass sie nun „freundlich“ zu Leuten sein sollen, die ihnen Schaden zufügen, oder dass sie die eigenen Bedürfnisse zurückstellen müssen, um die der anderen zu erfüllen. Dabei gerät der Grundgedanke der Gewaltfreien Kommunikation (GfK), dass die Bedürfnisse im Zentrum menschlichen Handelns stehen, dass alle Bedürfnisse legitim sind und dass die Bedürfnisse eine Brücke des Verständnisses zwischen uns und anderen Menschen bilden, in den Hintergrund. Dies möchten wir durch den Begriff der bedürfnisorientierten Kommunikation vermeiden. Wir möchten uns ganz darauf konzentrieren, authentische, freudvolle und gelingende Begegnungen mit anderen Menschen und sich selbst zu unterstützen.